Interview

Interview mit Jeff Maisel, Brauerei Gebrüder Maisel

Interview mit Jeff Maisel

Sag mal, Jeff … Bierkultur früher und heute – gibt es da große Unterschiede, die dein Vater und du feststellen?

Jeff: Früher gab es zum Beispiel keine Mischgetränke. Es war alles klassisch, sowohl die Spirituosen als auch das Bier. Und das Feierabendbier war damals eher ein Helles oder ein Pils. Und erst später dann das Weizenbier. Das Champagner-Weizen war es damals und ansonsten war ganz Deutschland eher ein Pils-Land, bis dann der Siegeszug vom Weißbier kam.

In welchem Alter hast du dein erstes Bier getrunken?

Jeff: Ich würde jetzt mal 10 Jahre sagen. Da habe ich natürlich kein ganzes Bier getrunken, sondern beim Abendessen einen Schluck verkosten dürfen. Auf die Frage, ob ich mal probieren darf, hieß es dann immer: Erst Mund abputzen! – Damit der Schaum nicht zusammenfällt.

Was steckt denn genau hinter Maisel & Friends? Ist das wortwörtlich gemeint, dass ihr Freunde temporär oder dauerhaft mit ins Boot holt?

Jeff: Mein Vater hat mich nach meinem Studium gefragt, wen ich denn mitbringen möchte. Ich hatte mir zu dem Zeitpunkt noch keine Gedanken gemacht, aber ich wusste, dass es Marc Goebel sein sollte, der ja jetzt auch Geschäftsführer ist. Wir haben uns gut gekannt, haben teilweise bis neun oder zehn Uhr nachts an den Gärbottichen rumgehangen und überlegt, was wir da verändern, verbessern oder anders machen könnten. Der große Vorteil ist, dass man dann einen Vertrauten hat, während alle anderen erstmal skeptisch sind, was du jetzt da veränderst. Später habe ich dann erst rausgefunden, dass das bei meinem Vater und auch bei meinem Großvater so ähnlich war. Die hatten auch Freunde dabei, mit denen sie alles diskutiert haben. Eben Maisel & Friends.

Und die Signature-Linie haben wir gemacht, um Bier mal wieder auf ein anderes Level zu bringen – auf eines, wo es hingehört. Im Ausland ist das teilweise schon so. Es geht eben heute nicht mehr nur um den Preis und die Konditionen, wie es früher der Fall war. Wir müssen nicht immer alles alleine machen und nehmen auch immer gerne jemanden mit. Maisel & Friends ist eine Geschichte, die auf Dauer angelegt ist und sich schon enorm weiterentwickelt hat. Nicht nur zu einer Marke, mit der wir die verschiedenen Saisonbiere machen, sondern auch zu einer Philosophie. Um eine größere Bandbreite anbieten zu können. Wir haben im Liebesbier 120 Biersorten – davon sind 25 von uns und der Rest ist von befreundeten Brauereien. Und das ist auch die Zielsetzung, die wir weiterverfolgen. Wir dürfen nicht gegeneinander, sondern müssen miteinander sein und das funktioniert bis heute sehr gut.

Sind es Kooperationen und Netzwerke, die euch besonders machen und euch von anderen unterscheiden?

Jeff: Ich bin schon im Alter von 18 mit Freunden zu kleineren Brauereien rausgefahren. Dieses Miteinander und auch mal etwas anderes zu trinken, habe ich schon immer gemocht. Und dadurch, dass man dann auch schaut, was die denn so machen, lernt man natürlich unheimlich viel. Mit dem Liebesbier sammeln wir auch viele Erfahrungen, was gut geht und was nicht. Und auch welche Preise man denn überhaupt noch nehmen kann. Teilweise sind die Preise der Craftbeer-Brauereien so hoch, dass sich das in der Gastronomie kaum noch umsetzen lässt. Klar ist jedenfalls: Man lernt nichts dazu, wenn man immer nur im eigenen Saft schmort. Aber ja, ich denke für unsere Größenordnung sind wir recht innovativ, was das ganze Thema Kooperationen und Netzwerke betrifft. Am Ende ist es aber ein Geben und Nehmen. Wir nehmen gerne die Sexyness der kleinen Brauereien und der Start-ups und geben ihnen dafür Halt und Struktur in Bezug auf die Bierwelt und eine Idee, in welche Richtung sie sich für ihren Erfolg bewegen müssten. Denn du kannst nicht alles revolutionieren, du musst es evolutionieren.

Wie ging’s denn eigentlich los mit dem Liebesbier?

Jeff: Im ersten Stock befindet sich ja die alte Abfüllerei, die damals die erste Erlebniskneipe und das Ende der Museumstour war. Da war ich als Kind öfter mit meinem Cousin und manchmal sind wir auch nach unten gegangen und haben im Keller gespielt. Schon damals haben wir gemeint, dass es doch cool wäre, da irgendwann mal was mit Gastronomie zu machen. In dem Keller unter der alten Abfüllerei war der Champagner-Weizen-Keller und es standen alte Abfüllgeräte rum – das war halt einfach irgendwie groovy und ein Schlaraffenland fürs Versteckenspielen. 2009 war ja dann das Thema Hotel- und Kongresszentrum mit Tagungsräumen im heutigen Liebesbier und oben drüber dem Hotel in der Bayreuther Bierbrauerei auf dem Tisch. Das wurde wurde zwar beerdigt, aber 2011 hatten wir dann, parallel zum aufkommenden Craftbeer-Trend, die nächste Idee. Ich hatte immer das Glück, dass ich mit Thomas Wenk jemanden an der Seite hatte, der nicht nur Gastronom sondern auch innovativ ist und ein Auge für das Neue und Besondere hat. Der hat uns dann motiviert, dass wir nochmal eine neue Idee angehen. Wir haben uns in den USA inspirieren lassen und mit einem Architekten aus Würzburg zusammengearbeitet. Uns war ganz klar, dass es kein fränkisches Konzept wird, sondern mal was ganz anderes. Deshalb gibt es bis heute auch kein klassisches Schäufele im Liebesbier, sondern wenn dann Pulled Schäufele. Und so ist das ganze Konzept dann gereift. Für uns war die Idee, eine erlebbare und anfassbare Brauerei zu schaffen, mit der wir Leute, auch von auswärts, zu uns einladen können. Erst als wir aufgemacht haben, ist uns durch die Meinungen der Leute bewusst geworden, dass es mutig ist, etwas in der Größenordnung, mit der Menge an Bierstilen und der Hochwertigkeit an Fleisch, in Bayreuth mit 300 Plätzen zu eröffnen. Die größte Ehre war, als Tim Mälzer gesagt hat: »Geiler Laden! Warum gehört der nicht mir?« Tim Mälzer kennen wir über den Leaders Club Germany und er hatte eben versprochen, nach Bayreuth zu kommen. Normalerweise wäre er vermutlich nicht freiwillig nach Bayreuth gekommen – das ist so ein Bayreuth-Problem. Aber als er dann hier war, meinte er, dass das Liebesbier ja überall stehen könnte, auch in Hamburg oder Berlin. Ich glaube, es ist uns gelungen, Alt und Neu gut miteinander zu kombinieren. Und außen auch mal so einen ganz neuen Biergarten zu schaffen.

Vielen Dank für das Interview, lieber Jeff!

Dies ist eine gekürzte Form des Interviews, mehr dazu in der Print- bzw. Onlineversion von Wilhelmine:

zur Website

Say Hi
to Teresa.

Teresa Wilterius

Project Manager
+49 921 79970-60
t.wilterius@opus-marketing.de

Erfolgreiche Vermarktung im Bereich Food & Beverage

Sie sind selbst Unternehmen im Bereich Genuss und wollen Ihre regionalen Lebensmittel vermarkten? Sie möchten hierbei professionelle Unterstützung und einen starken, regionalen Marken-Experten mit an Bord? Dann sind Sie bei uns genau richtig: schauen Sie doch mal hier vorbei:

Alle Infos zu Food & Beverage 

Zurück zur Übersicht